Die Geschichte des Reinbert von Siegfriedstein

Es war einmal Graf Siegfried III. von Lebenau, der auf Wunsch seiner Mutter das edle Fräulein Kunigunde geehelicht hatte. Sein Herz gehörte jedoch Bertha, der Tochter eines Dienstmannen. Dieser Liebesbeziehung entsprang ein Knabe, der den Namen Reinbert erhielt.

Reinbert wuchs am Hof seines Vaters Siegfried auf. Er hatte eine schöne Kindheit und reifte zu einem starken Jüngling heran. Als sein Vater jedoch auf dem Kreuzzug starb, fiel das ganze Erbe an seinen Onkel Otto I. Als unehelicher Sohn musste Reinbert nun vom Hof fliehen, da er für seinen Onkel eine Gefahr in der Erbfolge darstellte. Er packte seine wenigen Habseligkeiten, darunter auch eine Schatulle, die er von seinem Vater erhalten hatte, zusammen und floh zu seinem Verwandten Diethelm, der Abt des Klosters Reichenau und Bischof von Konstanz war.

Im Kloster von Reichenau lernte Reinbert den Neffen Diethelms, Eberhard von Regensberg, kennen, der ebenfalls dort lebte. Sehr schnell entwickelte sich eine enge Freundschaft zwischen den beiden gleichaltrigen jungen Männern. Eines Tages fragte Eberhart seinen Freund, was sich in der mysteriösen Schatulle befinde, die er immer mit sich führte, doch Reinbert schwieg.

Die folgenden Jahre verbrachten Eberhard vorwiegend mit Studium, Reinbert mit dem Perfektionieren des Kriegshandwerks. Als Eberhard schließlich Bischof von Brixen wurde, begleitete Reinbert seinen Freund als Diener und Weggefährte. Er folgte ihm auch, als Eberhard zum Erzbischof von Salzburg ernannt wurde. In den folgenden Jahrzehnten blieb Reinbert Erzbischof Eberhard II. in Freundschaft und Loyalität eng verbunden, war für dessen persönliche Sicherheit verantwortlich und erledigte für ihn auch politische Angelegenheiten. Nach vielen Jahren fragte Eberhard noch einmal seinen treuen Gefährten nach der Schatulle und deren Inhalt, doch trotz der innigen Freundschaft schwieg Reinbert erneut.

Die Schatulle seines Vaters immer bei sich habend, wurde Reinbert in die erzbischöfliche Residenz nach Friesach gesandt, um dort einige Aufgaben für seinen Herren zu erledigen. Während des Aufenthalts genoss er die Gastfreundschaft des Friesacher Burghauptmanns auf dessen Wohnsitz auf dem Petersberg hoch über dem Ort. Bald folgte ihm Erzbischof Eberhard und besuchte im Sommer 1201 das erste Mal Friesach, wo er sich in den nächsten Jahren gerne aufhalten sollte.

Am 6. Januar 1203 scheint Reinbert das erste und einzige Mal als Zeuge in einer Urkunde des Erzbischofs auf, wo er als Reinbertus miles de Frisah genannt wird. Die Bezeichnung miles findet sich um 1200 insbesondere für den aufstrebenden Ritterstand, der für den Kriegsdienst verwendet wurde. Dies belegt deutlich den sozialen Aufstieg, den Reinbert, der uneheliche Sohn des Lebenauer Grafen Siegfried III., vollzogen hatte.

Reinbert lernte Hedwig, die Tochter des Friesacher Vizedoms kennen und lieben und beschloss, eine Familie zu gründen. Erzbischof Eberhard schenkte ihm aus diesem Grunde und aus Dankbarkeit für die zahlreichen Dienste, ein kleines Gut im Süden der Stadt. Dort ließ sich Reinbert auf einem Hügel einen Wohnturm errichten. In dessen unmittelbarer Nähe vergrub er auch die Schatulle seines Vaters und in Erinnerung an ihn und an seine Herkunft nannte er den Wohnturm Siegfriedstein.